Fürth steht seit jeher im Schatten seiner größeren Nachbarn Nürnberg und Erlangen. Während sich dort medizinische Cluster, Universitätskliniken und große Technologieunternehmen konzentrieren, wird Fürth oft übersehen – auch bei der Standortwahl für Arztpraxen. Doch gerade dieser vermeintliche Nachteil birgt Potenzial. Eine nüchterne Analyse zeigt: Fürth ist nicht nur unterschätzt, sondern für viele Fachrichtungen sogar eine strategisch kluge Wahl.

1. Solide Nachfrage – ohne überhitzten Markt

Im Gegensatz zu den überlaufenen Innenstadtlagen Nürnbergs oder dem hochspezialisierten Umfeld Erlangens bietet Fürth einen weitgehend stabilen, aber keineswegs gesättigten Gesundheitsmarkt. Die Bevölkerung wächst, das Durchschnittsalter steigt, und viele Stadtteile – besonders im Westen und Süden – verzeichnen eine kontinuierlich zunehmende Versorgungsnachfrage.

Für Hausärzte, Kinderärzte, Gynäkologen und viele Fachrichtungen ergibt sich damit ein realistisches Potenzial: keine übermäßige Konkurrenz, dafür aber ein konstant hoher Bedarf. Wer sich auf eine langfristige Patientenbindung und solide Grundversorgung konzentriert, findet in Fürth eine verlässliche Basis.

2. Preis-Leistungs-Verhältnis bei Immobilien

Ein weiterer, oft übersehener Vorteil Fürths sind die Immobilienpreise. Gewerbeflächen – insbesondere für medizinische Nutzung – sind in Fürth nach wie vor deutlich günstiger als in Nürnberg oder Erlangen. Das betrifft nicht nur die Mieten, sondern auch die Kaufpreise bei Praxisübernahmen oder Neubauten.

Das bedeutet: Ein geringerer finanzieller Einstieg, geringeres Risiko, größere Flächen für das gleiche Budget – ein echter Standortvorteil, insbesondere für Praxisgründer oder Gemeinschaftspraxen, die räumlich wachsen wollen. Auch MVZs oder therapeutische Einrichtungen mit Platzbedarf profitieren von diesem Preisunterschied.

3. Gute Erreichbarkeit für Patienten aus Umland und Nachbarstädten

Fürth liegt verkehrsgünstig – zwischen Nürnberg und Erlangen, angebunden an mehrere Autobahnen (A73, A3) sowie das regionale S-Bahn- und Busnetz. Wer aus dem Fürther Umland, aber auch aus westlichen Stadtteilen Nürnbergs kommt, erreicht Fürther Praxen oft schneller und unkomplizierter als das Stadtzentrum Nürnbergs oder das Klinikum Erlangen.

Besonders Patienten, die mit dem Auto unterwegs sind – ältere Menschen, Familien mit kleinen Kindern oder Berufspendler – schätzen die geringere Verkehrsdichte, verfügbare Parkplätze und die kompaktere Stadtstruktur.

4. Fehlende Universitätsanbindung: Vor- oder Nachteil?

Kritiker führen oft an, dass Fürth keine eigene medizinische Fakultät oder ein großes Klinikum mit Forschungsbetrieb besitzt. Das stimmt – und macht Fürth weniger interessant für spezialisierte Fachärzte mit starkem Bezug zur Forschung oder universitären Karrierewegen.

Doch für die klassische ambulante Versorgung ist genau das ein Vorteil: Die Standorte sind weniger überlaufen, der Wettbewerb geringer, und die Patientenbindung höher. Wer eine hausärztliche, fachärztliche oder psychotherapeutische Praxis aufbauen möchte, ist nicht zwingend auf Unikliniknähe angewiesen – im Gegenteil: Eine eigenständige, breit aufgestellte medizinische Infrastruktur kann sich hier besonders nachhaltig entwickeln.

5. Stadtentwicklung und Quartiersprojekte als Chance

In Stadtteilen wie der Südstadt, der Hardhöhe oder der neuen „Stadthalle-West“-Umgebung wird aktiv an städtebaulichen Projekten gearbeitet, die Wohnen, Gewerbe und medizinische Versorgung verbinden. Hier entstehen moderne Quartiere mit gemischter Nutzung – ideal für Praxisräume im Erdgeschoss oder integrierte Ärztehäuser.

Diese Entwicklungen bieten die Chance, frühzeitig Teil eines neuen Versorgungsumfelds zu werden. Wer antizyklisch investiert oder gründet, profitiert von geringen Einstiegskosten, moderner Infrastruktur und einem wachsenden Patientenstamm.

Fazit: Rational denken – Fürth nicht unterschätzen

Fürth ist kein glamouröser Standort. Es gibt keine Universitätsklinik, keine riesige Medizintechnikbranche, keine imagewirksamen Prestigeviertel. Doch genau darin liegt der Reiz für pragmatische, wirtschaftlich denkende Praxisinhaber: niedrige Kosten, solide Nachfrage, gute Erreichbarkeit, überschaubare Konkurrenz.

Wer bereit ist, nüchtern zu kalkulieren statt modischen Trends zu folgen, findet in Fürth ein stabiles Fundament für nachhaltigen Praxiserfolg – sei es als Einzelpraxis, als MVZ oder im Rahmen einer fachübergreifenden Kooperation.

Fürth ist nicht laut. Aber Fürth funktioniert.