Der Einstieg in die eigene Praxis ist ein entscheidender Karriereschritt für Ärztinnen und Ärzte – und zugleich eine große Investition. In der Metropolregion Nürnberg stehen dabei zwei Wege zur Wahl: die Übernahme einer bestehenden Praxis – inklusive Immobilie oder Mietvertrag – oder die Neugründung in einer neu gebauten oder frei gewählten Immobilie.

Aus medizinischer Sicht spielen Patientenstamm, Standort, Spezialisierung und Fachrichtung eine Rolle. Doch auch immobilientechnisch gibt es klare Vor- und Nachteile – vor allem angesichts steigender Immobilienpreise, wachsender Auflagen und wachsender Standortkonkurrenz.

1. Praxisübernahme – Vorteile aus Sicht der Immobilie

✅ Bestehende Infrastruktur

• Der größte Vorteil einer Übernahme: Die Immobilie ist bereits für den Praxisbetrieb genehmigt und eingerichtet.

• Barrierefreiheit, Raumaufteilung, technische Ausstattung und Genehmigungen (z. B. Nutzung als Arztpraxis) liegen meist bereits vor.

• In Erlangen-Zentrum oder Nürnberg-Südstadt kann das bares Geld sparen – dort sind Umnutzungen und Umbauten aufwendig und teuer.

✅ Eingespielter Standort

• Die Lage hat sich bewährt: Die Erreichbarkeit, Patientenzugänge und Sichtbarkeit sind realistisch einschätzbar.

• In Fürth etwa sind viele übernommene Praxen in gut eingeführten Gebäuden (z. B. Ärztehäusern oder Mehrzweckimmobilien).

✅ Geringere Anfangsinvestitionen

• Im Vergleich zum Neubau entfallen hohe Planungskosten, bauliche Genehmigungen, lange Bauzeiten und viele Unsicherheiten.

• Auch teure Praxisumbauten sind oft schon erledigt – z. B. bei Praxen in Bestandsimmobilien aus den 90er Jahren in Erlangen-Bruck oder Nürnberg-Thon.

2. Praxisübernahme – immobilientechnische Nachteile

❌ Veralteter Zustand

• Viele Praxisräume sind baulich überholt – sei es bei Brandschutz, IT-Infrastruktur oder energetischer Ausstattung.

• Die Kosten für Sanierung, Modernisierung und Technik-Upgrade werden oft unterschätzt.

• In Bestandsobjekten in Fürth-Innenstadt oder Altbauten in Nürnberg-St. Johannis ist das besonders relevant.

❌ Eingeschränkte Anpassungsmöglichkeiten

• Die Grundstruktur der Immobilie lässt sich nur begrenzt verändern – z. B. Raumgrößen, Belichtung, Patientenfluss.

• Wer neue Konzepte (digitale Medizin, Gemeinschaftspraxis, Spezialisierung) umsetzen will, stößt schnell an Grenzen.

❌ Vermieter oder Eigentümerbindung

• Bei Übernahmen in Mietobjekten kann es sein, dass der bestehende Mietvertrag nicht an neue Bedürfnisse angepasst werden kann.

• Auch bei Kauf: Altverträge und bestehende Eigentümergemeinschaften können Spielräume einschränken.

3. Neubau oder Neugründung – immobilientechnische Vorteile

✅ Maßgeschneiderte Praxisplanung

• Neubauten oder neue Mietobjekte erlauben die individuelle Planung der Räume: von Empfang bis Funktionsbereich.

• Besonders vorteilhaft für spezialisierte oder moderne Konzepte (z. B. Digitalisierung, Gruppenpraxis, MVZ-Strukturen).

• In Stadtteilen wie Erlangen-West oder Nürnberg-Nordost entstehen immer mehr Neubauten mit medizinischem Nutzungskonzept.

✅ Energieeffizienz und Technik auf neuem Stand

• Neubauten erfüllen aktuelle Vorgaben für Schallschutz, Brandschutz, Lüftung und Digitalisierung – ein Plus für Komfort und Betriebskosten.

• Auch die Integration von Solar, Wärmepumpe oder Klimatisierung ist frühzeitig möglich.

✅ Eigentumsoption oft leichter realisierbar

• Wer in Neubaugebiete investiert, hat häufiger die Möglichkeit, die Praxisräume direkt zu erwerben – mit allen steuerlichen Vorteilen.

• In neuen Gesundheitszentren (z. B. Nürnberg-Fischbach oder Fürth-West) werden zunehmend Einheiten speziell für ärztliche Nutzung geplant.

4. Neubau oder Neugründung – immobilientechnische Nachteile

❌ Hoher Kapitalbedarf und Baukostenrisiko

• Planung, Bau, Ausstattung, Finanzierung – all das braucht viel Eigenkapital oder starke Partner.

• In Ballungszentren wie Erlangen explodieren die Baukosten – was das wirtschaftliche Risiko erhöht.

❌ Lange Vorlaufzeiten

• Zwischen Planung und Praxisstart können 12–24 Monate vergehen. In dieser Zeit fallen oft schon Kosten an – ohne Einnahmen.

• Auch Genehmigungen und Nutzungsfreigaben (z. B. bei Neubauten in Mischgebieten) sind nicht immer einfach zu erhalten.

❌ Keine bestehende Patientenbindung

• Ein neuer Standort muss sich erst etablieren – Patientenzahlen, Laufkundschaft und Bekanntheit müssen aktiv aufgebaut werden.

• In stark versorgten Stadtteilen (z. B. Nürnberg-Mitte oder Erlangen-Innenstadt) ist das mit zusätzlichem Marketingaufwand verbunden.

Fazit: Entscheidung hängt stark vom Standort und der Strategie ab

In Nürnberg, Fürth und Erlangen ist die Wahl zwischen Praxisübernahme und Neubau immer auch eine Frage des Immobilienmarktes:

• Wer eine bewährte Immobilie in guter Lage mit überschaubarem Anpassungsbedarf findet, ist mit einer Übernahme oft gut beraten – insbesondere bei begrenztem Kapital.

• Wer ein zukunftsfähiges Konzept, klare Vorstellungen und langfristige Perspektiven hat, kann mit einem Neubau oder einer Neugründung in einer passenden Immobilie optimale Bedingungen schaffen – muss dafür aber mit höherem Aufwand rechnen.