Die Stadt Fürth erlebt seit einigen Jahren einen strukturellen Wandel im Bereich der ambulanten medizinischen Versorgung. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist das rasante Wachstum von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ). Wo früher die klassische Einzelpraxis das Bild prägte, entstehen heute zunehmend fachübergreifende Einrichtungen mit mehreren Ärzten, Fachrichtungen und zusätzlichem Personal – alles unter einem Dach. Diese Transformation wirkt sich nicht nur auf das medizinische Angebot aus, sondern verändert auch den Immobilienmarkt der Stadt. Insbesondere der Bedarf an geeigneten Praxisflächen steigt spürbar – sowohl qualitativ als auch quantitativ.
1. Die Dynamik hinter dem MVZ-Boom
Medizinische Versorgungszentren entstehen dort, wo sich mehrere Fachrichtungen zusammenschließen oder Krankenhausgesellschaften ambulante Leistungsbereiche ausgliedern. Fürth bietet dafür ideale Bedingungen: eine wachsende und alternde Bevölkerung, eine dichte städtische Struktur, eine gute Verkehrsanbindung und ein regionales Einzugsgebiet mit über 100.000 Einwohnern. Zudem ermöglicht die Nähe zu Nürnberg und Erlangen Synergieeffekte für Ärzte, Kliniken und Patienten.
MVZ bieten zahlreiche Vorteile: längere Öffnungszeiten, vertiefte Spezialisierungen, eine optimierte Patientensteuerung und eine höhere Attraktivität für angestellte Ärzte. Dies führt dazu, dass sich immer mehr Investoren, Träger und Gesundheitsunternehmen für diesen Standort interessieren. Parallel nimmt die Zahl der Neugründungen und Erweiterungen bestehender MVZ kontinuierlich zu.
2. Von der Einzelpraxis zur integrierten Einheit – was sich baulich verändert
Mit dem Wandel in der Versorgungsstruktur verändern sich auch die Anforderungen an die Immobilie. Wo früher eine klassische Hausarztpraxis mit 120 bis 150 Quadratmetern ausreichte, benötigen moderne MVZ heute oft Flächen von 400 bis 1.000 Quadratmetern – in einigen Fällen sogar deutlich mehr.
Die typischen Anforderungen an MVZ-Flächen in Fürth umfassen:
Großzügige Wartebereiche mit mehreren Anmeldezonen
Trennung von öffentlichem und internem Bereich
Untersuchungsräume für verschiedene Fachdisziplinen
Funktionsbereiche für bildgebende Diagnostik, Labore oder Eingriffe
Sozialräume, Büros, digitale Infrastruktur
Barrierefreie Zugänge und Aufzüge
Ausreichend Stellplätze für Patienten und Mitarbeiter
Diese Anforderungen führen dazu, dass viele bestehende Praxisflächen – insbesondere in älteren Gebäuden – nicht mehr ohne erhebliche Umbauten nutzbar sind. Neubauten oder gezielte Umstrukturierungen im Bestand gewinnen deshalb zunehmend an Bedeutung.
3. Neue Standortlogik: zentral, erreichbar, skalierbar
Während Einzelpraxen früher oft in Wohnvierteln oder Altbauten untergebracht waren, zieht es moderne MVZ bevorzugt in zentrale, gut erreichbare Lagen mit Sichtbarkeit und Infrastruktur. In Fürth betrifft dies vor allem Areale wie:
die Innenstadt rund um die Schwabacher Straße,
die Bahnhofsnähe und das Umfeld der Königswarterstraße,
das Klinikum Fürth und angrenzende Quartiere,
ehemalige Gewerbeflächen mit Nachnutzungspotenzial,
neue Projektentwicklungen entlang des Südstadtbogens.
Diese Lagen bieten ausreichend Fläche, Parkmöglichkeiten, eine gute Anbindung an den ÖPNV und die nötige Flexibilität, um die Strukturen eines MVZ umzusetzen. Für Investoren wird dabei zunehmend wichtig, nicht nur die Quadratmeterzahl zu betrachten, sondern die tatsächliche medizinische Funktionalität der Flächen zu bewerten.
4. Projektentwickler und Eigentümer unter Zugzwang
Mit dem Wachstum der MVZ steigt auch der Druck auf Projektentwickler und Bestandshalter. Wer Flächen anbieten will, muss zunehmend komplexe Anforderungen erfüllen. Es genügt nicht mehr, eine Gewerbeeinheit „praxisgeeignet“ zu vermarkten. Vielmehr braucht es:
eine frühzeitige Einbindung medizinischer Planer,
flexible Grundrisse mit mehreren Nutzungseinheiten,
hohe technische Standards (Kühlung, Schallschutz, Hygiene),
Energieeffizienz nach aktuellen Normen,
digitale Infrastruktur für vernetzte Systeme.
Dabei geraten klassische Büro- oder Einzelhandelsflächen zunehmend unter Konkurrenzdruck – insbesondere dort, wo sich MVZ als neue Ankermieter etablieren. Für Eigentümer bietet sich dadurch die Chance, langfristige Mietverträge mit institutionellen Trägern oder Krankenhausträgern zu schließen – oft mit Laufzeiten von zehn Jahren und mehr.
5. Wie sich der Flächenbedarf konkret verändert
Fürth verzeichnet bereits heute einen Wandel im Flächenmix innerhalb medizinischer Immobilien. Während kleinere Praxisflächen auf dem Markt bleiben, steigt die Nachfrage nach mittelgroßen bis großen Einheiten stark an. Besonders gefragt sind:
400–600 m² für fachübergreifende MVZ mit 3–4 Ärzten
800–1.200 m² für spezialisierte Zentren mit Diagnostik
>1.500 m² für ambulante Gesundheitszentren mit Labor, Diagnostik, Physiotherapie etc.
Dabei gilt: Je größer die Einheit, desto zentraler muss die Lage sein – denn Patienten und Mitarbeitende erwarten heute kurze Wege, Komfort und moderne Ausstattung.
6. Ausblick: Versorgungsnetz statt Einzelpraxis
Der Trend ist eindeutig: In Fürth wird die klassische Einzelpraxis zunehmend Teil eines größeren Systems – sei es durch Integration in ein MVZ oder durch Kooperation in Netzwerken. Das bedeutet, dass sich auch die Immobilienlandschaft weiter differenzieren wird.
Flächen, die heute leer stehen, aber das Potenzial zur Umnutzung bieten, könnten schon bald zu Standorten moderner Versorgungszentren werden. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Neubauprojekten, die von Beginn an für medizinische Nutzung geplant werden. Auch gemischt genutzte Quartiere mit Wohnen, Pflege und Medizin rücken in den Fokus – als Antwort auf die sich wandelnden Anforderungen einer alternden Stadtgesellschaft.
Fazit
Das Wachstum der Medizinischen Versorgungszentren in Fürth ist mehr als nur ein medizinischer Strukturwandel – es ist ein Treiber für Veränderungen am Immobilienmarkt. Der Bedarf an geeigneten Praxisflächen wächst nicht nur zahlenmäßig, sondern verändert sich auch qualitativ. Wer heute in Fürth Praxisimmobilien plant, entwickelt oder vermietet, muss diese neue Realität verstehen und in die eigene Strategie integrieren. Die Chance: langfristige, sichere Mietverhältnisse in einem wachsenden Zukunftsmarkt – mit echtem gesellschaftlichem Nutzen.